Moorfroschinseln bei Sestelin - Teil 2 (1. Jahr)
Schutz von Amphibien auf kleingewässerreichen Ackerflächen
In der Umsetzung
Unser Ziel ist die Schaffung eines Refugiums für gefährdete Amphibienarten. Hierdurch soll u.a. der für Nordostdeutschland typische Moorfrosch profitieren. Auch Insekten und seltene Ackerwildkräuter wollen wir gezielt fördern.
Über das Projekt
Ausgangssituation
Die Projektfläche befindet sich auf einem sandigen Ackerschlag mit einer großen Anzahl an Kleingewässern. Nach der Zuckerrübenernte im Herbst 2019 wurde eine Fläche von 3,5 ha zur Schonung von Amphibien als ökologische Vorrangfläche aus der Nutzung genommen. Diese Fläche umfasst bzw. grenzt an insgesamt vier temporäre Kleingewässer sehr unterschiedlicher Struktur. Laichgewässer, Sommerlebensräume und Überwinterungsstrukturen für Amphibien werden auf diese Art miteinander vernetzt.
Warum hier?
Die Gemeinde Dargelin, in der sich die Projektfläche befindet, zeichnet sich durch ihr hohes Vorkommen an "Feldsöllen" (durch die Eiszeit geprägte und zeitweise wasserführende Hohlformen) aus und bietet damit wichtige Lebensräume für gefährdete Pflanzenarten, Libellen, Wasserkäfer und Amphibien. Mit etwa 100 Feldsöllen und anderen Kleingewässern pro Quadratkilometer gehört Dargelin zu den strukturreichsten Agrarlandschaften im Greifswalder Umland. Das Potential zur Förderung von gefährdeten Amphibienpopulationen ist dementsprechend hoch. Im Frühjahr 2019 konnte das Vorkommen von Moorfröschen und Grünfröschen in den Kleingewässern innerhalb der Projektflächen bereits bestätigt werden. Auch der Gesang der Laubfrösche und das geheimnisvolle "toc toc toc" der Knoblauchkröte sind im Frühjahr in der Umgebung zu vernehmen. Die Ufer der Kleingewässer bieten eine Vielzahl an Nistmöglichkeiten (nicht nur) für Wildbienen und andere Insekten. Die Anlage einer mehrjährigen Bienenweide in unmittelbarer Nähe ist als eine weitere Aufwertung des Wildbienen-Lebensraums geplant. Auf den Ackerflächen finden sich schon im ersten Jahr nach der Nutzungsaufgabe schützenswerte Ackerwildkräuter, z.B. das Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus) und der Sand-Mohn (Papaver argemone), die in Mecklenburg Vorpommern auch auf der Vorwarnliste stehen.
Was wäre ohne das Projekt?
Auf Empfehlung unserer Naturschutzberaterin und mit der Perspektive auf eine Finanzierung durch AgoraNatura haben wir uns bereits letztes Jahr entschieden, die Flächen vorübergehend auf freiwilliger Basis als ÖVF-Brachen aus der Nutzung zu nehmen. Ohne eine finanzielle Honorierung können wir aber mittel- und langfristig auf die Bewirtschaftung der Flächen nicht verzichten und auf den Schonflächen müsste wieder konventioneller Ackerbau mit Einsatz von mineralischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln betrieben werden.
Amphibien, die sich zur Zeit der Bewirtschaftung auf den Ackerflächen befinden, wären sowohl durch jährlich wiederkehrende, intensive Bodenbearbeitung als auch durch die Ausbringung von mineralischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln einem hohen Verletzungs- bzw. Tötungsrisiko ausgesetzt. Die aktuellen Amphibienpopulationen würden hierdurch geschwächt, die Ausbreitung schützenswerter Ackerwildkräuter würde unterdrückt.
Konkrete Maßnahmen
Dieses Angebot ist Teil eines Gesamtkomplexes von 3,5 ha, der sich in drei unterschiedliche Bewirtschaftungseinheiten gliedert: (i) selbstbegrünte Brache zum Amphibienschutz; (ii) mehrjährige Bienenweide (iii) Anlage eines Extensivackers zur Förderung von Ackerwildkräutern. Die Anlage des Extensivackers, einer mehrjährigen Bienenweide mit regio-zertifiziertem Saatgut und eines ersten Abschnitts Amphibienbrache gehören zum ersten Teilangebot und sind bereits finanziert. Die Bienenweide wurde im April 2021 ausgesäät und beginnt bereits zu keimen.
Dieses Teilangebot fokussiert auf eine Ausweitung der selbstbegrünten Brache für Amphibien um 1,5 ha:
- als Verbund zwischen den Feldsöllen/Kleingewässern
- keine Bodenbearbeitung, kein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Düngern
- Mulchen oder Pflegemahd maximal einmal jährlich nach dem 15. Oktober (Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Amphibien bereits in ihre Winterquartiere zurückgezogen und können nicht mehr verletzt werden.)
Eine Fortführung und Weiterfinanzierung des Projektes über die erste dreijährige Projektphase hinaus wird angestrebt. Zum Erhalt des Ackerstatus ist ein Umbruch der Fläche (oder Teilflächen) in manchen Jahren ausnahmsweise möglich. Der dafür günstigste Zeitpunkt wird mit den naturschutzfachlichen Ansprechpartnern des Projektes abgestimmt.
Die Projektfläche grenzt unmittelbar an drei Feldsölle und ein Großseggenried, die alle als geschützte Biotope gelten.
Geschützte Arten
Der Moorfrosch (Rana arvalis) ist eine typische Amphibienart im Nordwesten Deutschlands. Eine besondere Attraktion ist die intensive Blaufärbung der Männchen während der Paarungszeit. Durch einen Verlust an Feuchtgebieten und ausreichend Rückzugsräumen in der Agrarlandschaft ist er in vielen Regionen in seinem Bestand gefährdet. Deutschlandweit steht er - wie die meisten heimischen Amphibienarten - auf der Roten Liste. In Vorpommern sind Moorfrösche glücklicher Weise auch in der Agrarlandschaft noch relativ häufig anzutreffen - zumindest in nicht allzu trockenen Jahren. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass Moorfrösche und andere geschützte Tier- und Pflanzenarten langfristig genügend Lebensräume in unserer Region finden.
In diese Naturleistungen investieren Sie
- Moorfrösche (gefährdet nach Rote Liste Deutschland und MV)
- Teichfrösche (gefährdet nach Rote Liste MV)
- Laubfrösche (gefährdet nach Rote Liste Deutschland und MV)
- Schreiadler (potentielle Nahrungsfläche im 3 km Radius)
- Alte Kopfweide, andere Gehölze, Totholz und Lesesteinhaufen am Rande der temporären Kleingewässer bieten Nist- und Rückzugsmöglichkeiten für zahlreiche Tierarten
- Aphanes arvensis (Gewöhnlicher Ackerfrauenmantel)
- Myosurus minimus (Kleiner Mäuseschwanz)
- Papaver argemone (Sand-Mohn)
- P. dubium (Saat-Mohn)
- Veronica hederifolia (Efeu-Ehrenpreis)
- Scleranthus spec. (Einjähriges Knäuelkraut)
Weitere wichtige Arten: Geranium spec. (Storchschnabel), Erodium circutarium (Gewöhnlicher Reiherschnabel), Lamium purpureum (Purpurrote Taubnessel), Matricaria chamomilla (Echte Kamille), Papaver rhoeas (Klatschmohn), Rumex acetosella (Kleiner Sauerampfer), Spergula arvensis (Acker-Spark), Vicia spec. (Wicken) als weitere HNV-Arten
Besonders gefördert werden- wertvolle Ackerwildkräuter, HNV-Arten Ackerland/Brache
Wildkräuter (Spontanarten), Feldgehölze 6 Arten
Besondere Habitatstrukturen- Mäuselöcher, markhaltige Stengel ca. 2000 m²
- angrenzend: Lesesteinhaufen, stehendes und liegendes Totholz k.a.
- angrenzend: Grasfilz im Schilf ca. 1500 m²
Verzicht auf den Einsatz von Insektiziden
Je Zertifikat: 0,4 - 0,8 kg N Grundwasserleistung (Literatur-/Schätzwert)
Gesamtprojekt: 60 - 120 kg N Grundwasserleistung (Literatur-/Schätzwert)
So kann jeder die Naturleistung erleben
- Die Fläche ist über einen öffentlichen Weg erreichbar.
- Es finden Umweltbildungs- bzw. Naturerlebnisangebote auf / rund um die Fläche statt.
Die Gemeinde Dargelin ist kaum touristisch erschlossen. Die schöne Landschaft und Straßen mit sehr geringem Verkehrsaufkommen laden unter anderem zu Radtouren ein. Direkt neben der Projektfläche gibt es einen Tisch und Bänke zum Picknicken. Besonders während der Abendstunden ist das Verweilen hier sehr stimmungsvoll und es lassen sich zahlreiche Tiere beobachten.
Dokumentation in der Umsetzungsphase
Das Projekt beginnt am 01.01.2022 und läuft genau 1 Jahr , vorausgesetzt, alle Zertifikate wurden verkauft.
Sie werden regelmäßig über den Verlauf des Projekts informiert. Dafür können die Anbietenden kurze Nachrichten, Bild- oder auch Audiomaterial bereitstellen. Die Anbietenden sind verpflichtet, mindestens einmal im Jahr zu berichten, ob bei der Umsetzung alles geklappt hat. Gibt es aus Ihrer Sicht Schwierigkeiten, wenden Sie sich an uns, an den Anbietenden selbst oder an die Zertifizierungsstelle.